Mittwoch, 12. Juni 2013

Psychopathie in der Politik

Ich komme zurück aus Hong Kong. Eine faszinierende Stadt. Ein hohes Lebensniveau, Freundlichkeit, Bescheidenheit und Sauberkeit sind es, was einem zuerst auffällt. Und es wird überall gebaut. In Hong Kong ist spürbar was man soziale Evolution bezeichnen würde. Und ich habe mir sagen lassen, dass sei überall in China so. Warum geschieht Fortschritt dort und nicht bei uns?

Meine knappe Antwort lautet. Wir werden einfach schlechter regiert. Die Psychopathen sind schuld. Das Ausmaß der Psychopathie in der Regierung steht in direktem Verhältnis zur allgemeinen gesellschaftlichen Stagnation. Jeder Psychopath stürzt seine Umgebung ins Unglück. Sei es die Familie, das Arbeitsumfeld oder ein ganzes Land. In Deutschland hatten wir den Psychopathen Hitler mit seiner Clique. Die verheerenden Folgen sind bekannt. Dann hatten wir eine Weile Ruhe. In der Zeit ging es den Chinesen schlecht. Sie mussten mit ihrem Psychopathen Mao leben oder vielfach auch verhungern. Nun die Chinesen sind ihren Mao losgeworden und es geht aufwärts. Der Wohlstand wächst wieder. Bei uns dagegen haben sich die Psychopathen überall eingenistet und es stagniert.

Was sind Psychopathen? Auf jeden Fall sind es nicht diejenigen die dumm und verwahrlost am Rande der Gesellschaft leben. Im Gegenteil es gibt sie überall, in jeder Schicht der Bevölkerung in jeder Rasse, in jedem Land auf jedem Kontinent. Wikipedia definiert Psychopathie so:

Psychopathie bezeichnet eine schwere Persönlichkeitsstörung, die bei den Betroffenen mit dem weitgehenden oder völligen Fehlen von Empathie, sozialer Verantwortung und Gewissen einhergeht.

Somit hat die Definition nichts von fehlender Intelligenz oder sozialem Scheitern. Im Gegenteil, Psychopathen können hoch intelligent sein und sich hervorragend in der Gesellschaft etablieren. Gerade das Fehlen von Empathie und Skrupel verschafft den Psychopathen Vorteile in der Ellenbogengesellschaft. Sie können schamlos lügen, rücksichtslos ihre Freunde verraten und sie dann später ungeniert um Hilfe anflehen. Stefan Verstappen beschreibt in seinem Buch und schildert in seinem Video, wie sich Psychopathen in der Gesellschaft immer wieder nach oben durchsetzen. Zitat:

Ab einer bestimmten Höhe von Macht und Reichtum ist das Fehlen von Mitleid und Reue eine Voraussetzung für den Erfolg.

Das bedeutet, je höher man die gesellschaftliche Pyramide nach oben steigt desto wahrscheinlicher trifft man auf einen Psychopathen. In einer Managerschule fand eine Studie die doppelte Häufigkeit, doppelt so viele Psychopathen also wie in der Normalbevölkerung. Wie das in den oberen Manageretagen ausschaut oder unter Spitzenpolitikern, weiß keiner so ganz genau zu sagen. Studien sind nicht erlaubt.

Evolutionsanalytisch sind zwei Entwicklungsrichtungen zu unterscheiden, eine kurzfristige und eine langfristige. Wenn man Psychopathie eine Krankheit der Gesellschaft versteht, könnte man auch von akut und chronisch sprechen.
  1. Der kurzfristige Trend ist der von Verstappen und Boddy beschriebene, dass sich die Psychopathe verstärkt in Positionen der Gesellschaft wiederfinden, wo sie Kooperativität durch Ellenbogen-Wettbewerb ersetzen. Nicht allen Psychopathen gelingt es dabei bis an die Spitze der Gesellschaft vorzudringen, dafür sind ihrer inzwischen schon zu viele. Wir finden sie auch  kleineren sozialen Gruppen, die sich teilweise kriminellen Aktivitäten befassen, wie Erkressung, Nötigung, Desinformation, oder auch schlichtweg Betteln. Dieser Trend erscheint recht plausibel und ist teilweise auch schon mit Daten belegt.
  2. Für den zweiten langfristigen oder chronischen Trend gibt es dagegen bisher nur empirische Daten. Er bezeichnet die Zunahme von Psychopathen in der Population im Laufe der Geschichte. Psychopathie ist erblich. Das scheint ziemlich sicher. Unklar ist nach wie vor inwieweit genetisch oder sozial vererbt. Man mag sich vorstellen, dass Psychopathen bessere Bedingungen für den Kampf ums Überleben vorfanden und dies führte durch die Darwinsche Selektion zu einer Zunahme an solchen erblichen Empathie-Störungen.

Manche Sozialdarwinisten mögen an dieser Stelle nüchtern einwenden, wenn es so ist, dann muss es wohl auch so sein. So schön so gut. Es ergibt sich trotzdem ein Problem. Die Psychopathen sind es gewohnt parasitenartig auf Kosten anderer zu leben. Da sie ja keine Reue empfinden macht es ihnen ja überhaupt keine Probleme sich Güter von anderen zu erstehlen, erpressen oder erbetteln. Wenn es aber zu viele Psychopathen gibt, logisch, funktioniert das Geschäft nicht mehr. Dies führte regelmäßig zu den von Turchin und Nefedow beschriebenen Säkularen Zyklen (150-300 Jahre). Nur bei den Mamluken traten diese nicht auf, weil durch das ganz spezielle Auswahlprinzip (Mamluken wurden als Kindersklaven gekauft und zu Kriegern ausgebildet) hier Psychopathen von der Selektion nicht besonders begünstigt wurden.

Das Problem vor dem wir heute stehen ist, dass durch massive Steigerung der Arbeitsproduktivität sich die wirtschaftliche Toleranz der Gesellschaft gegenüber dem Schmarotzertum der Psychopathen erhöhte. Mit anderen Worten, während im Mittelalter ein Psychopath etwa zehn arbeitende Normalmenschen für seinen Wohlstand benötigte, hat sich heute das Verhältnis eher umgekehrt. Somit gab es nicht wie in früheren Jahrhunderten eine ökonomische Bremse für die weitere Vermehrung der Psychopathen.

Dennoch, der Anteil an Psychopathen in allen gesellschaftlichen Schichten hat inzwischen bedrohliche Ausmaße angenommen, und zwar über das gesamte soziale Spektrum. In den letzten Jahrzehnten beobachten wir, dass einerseits die Zunahme derjenigen, die sich an der Arbeit anderer bereichern wollen und andererseits die Abnahme derjenigen, die dafür arbeiten können oder wollen, zu einer Stagnation des Realeinkommens geführt hat. Es steht zu befürchten, dass diese Stagnation nur der Anfang einer Entwicklung in die umgekehrte Richtung zu einer Abnahme des Wohlstandes ist.

China ist da augenblicklich besser dran. Die Familienpolitik der letzten Jahrzehnte, insbesondere das 1-Kind-pro-Familie-Gesetz, hat eindeutig dazu geführt das sich Psychopathen nicht übermäßig vermehren konnten. Obwohl mir keine Daten dazu vorliegen ist anzunehmen, dass sich Psychopathen auch in der chinesischen Gesellschaft finden lassen und es ist auch für China anzunehmen, dass sich Psychopathen in den oberen Rängen der gesellschaftlichen Hierarchie befinden, nur eines kann man mit Sicherheit auch annehmen, dass solche Psychopathen den Selektionsvorteil ihrer besseren sozialen Stellung nicht für die Produktion einer größeren Nachkommenschaft nutzen konnten. Dies bedeutet eine konstanten Anteil an Psychopathen in der Gesellschaft und damit eine Prävention des Überhandnehmens ihres räuberischen destruktiven Einflusses.

Welche Schlussfolgerungen ergeben sich nun für die Zukunft der Gestaltung der Gesellschaft.
  1. Psychopathie muss als Krankheit anerkannt werden. Wenn sich die Betroffenen selbst nicht behandeln lassen, weil sie ja kaum einen Leidensdruck verspüren, so muss zumindest Vorsorge getroffen werden, die Gesellschaft vor ihnen zu schützen.
  2. Die Psychopathie muss genauer erforscht werden. Es fehlen eigentlich Daten fast überall zur Epidemiologie, zur Pathogenese, zur Diagnostik und zur Therapie.
  3. Psychopathie muss publiziert werden.

Samstag, 8. Juni 2013

Die Bürden der Evolutionsgeschichte für die menschliche Entwicklung

 Dieser erste Beitrag bezieht sich auf einen Artikel der Zeitschrift Cato auf den ich durch diese Webseite aufmerksam wurde.

Der hier sehr gut beobachtete irrationale Glaube an Allmacht und Allwissen des Staates ist ein rein evolutionstechnisches Problem. Es ist determiniert durch unsere Evolutionsgeschichte. Wir als Menschen haben uns nun mal aus den Primaten und nicht aus den Fischen entwickelt. Während letztere das typische gleichberechtigte Sozialverhalten eines Schwarmes zeigen, ordnet sich eine Gruppe von Chimpansen klar ihrem Alphamännchen unter. Somit ist das Folgen dieser hierarchischen Ordnung tief in unserem Unterbewusstsein verwurzelt. Genauso wie die Fische ohne nachzudenken dem Schwarm folgen, genauso instinktiv ordnen sich Menschen einer Hierarchie unter oder versuchen eine solche selbst aufzubauen. Als Folge dieses biologischen Instinktes haben sich in der sozialen Evolution Strukturen entwickelt, die eine hierarchische Gesellschaftsstruktur befördern. Dazu gehören nicht nur der Staat, sondern auch die Familie, die Erziehung der Schule, und die Religion (insbesondere die monotheistische). Solche Dinge sind für eine Gesellschaft nicht leicht abzulegen.

Sie bestimmen irrationales Verhalten und sind damit einer rationalen Analyse durch Merkmalsträger selbst nur schwer zugängig. Selbst profunde rationale Denker konnten sich nicht völlig von solchen unbewussten Einflüssen auf ihr Denken lösen und so entstanden teilweise irrationale Mischtheorien (Hegel, Marx, Nietzsche). Im Falle der letzten beiden Theoretiker besonders tragisch, weil zu schweren gesellschaftlichen Katastrophen führend.

Die Zukunft der Menschheit liegt sicher nicht in solchen hierarchischen Staatsstrukturen, die ein viel zu langsames Adaptationsverhalten zeigen. Strukturen, die stattdessen in der Organisation der Gesellschaft an Bedeutung gewinnen sind der freie Markt und die freie Wissenschaft. Beide Strukturen sind nicht hierarchisch. Sie sind eher einem Schwarm vergleichbar, oder einem neuronalen Netzwerk. Ja, die Biologie hat es uns schon seit langem vorgemacht. Nach Jahrmillionen des Experimentierens mit hierarchischen Zellverbänden brachte sie die höchste 'soziale' Zellstruktur hervor, das zentrale Nervensystem, Das Gehirn arbeitet nicht mehr hierarchisch. Zumindest gilt je höher entwickelt desto mehr Großhirnrinde, desto weniger Steuerung des Körpers läuft über präformierte Reflexbahnen. Ebenso wird sich die Gesellschaft entwickeln. Diese Entwicklung ist unausweichlich und bereits überall spürbar.